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Finanzielle Selbstbestimmung beginnt mit Wissen – Warum Frauen über Geld sprechen sollten

Geschrieben von: 

Veröffentlicht am:

Dr. Jessica Petereit

16.10.2025

Liebe Leserinnen und Leser,

kennst du dieses Gefühl, beim Blick auf deine Gehaltsabrechnung oder deine Renteninformation kurz innezuhalten? Dieses leise Unbehagen, ob das, was du siehst, wirklich für all deine Arbeit, dein Engagement und deine Zukunft reicht? Du bist nicht allein. Viele Frauen in Deutschland teilen genau diese Sorge. Doch es ist an der Zeit, sie laut auszusprechen. Denn nur wenn wir die Fakten kennen, können wir aktiv werden und unsere finanzielle Zukunft selbstbewusst gestalten. Deswegen lass uns doch einmal gemeinsam auf die Zahlen in Deutschland blicken.

Die Faktenlage: Eine nüchterne Bestandsaufnahme

Die finanziellen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern sind kein Gerücht, sondern statistische Realität. Sie wirken sich ein Leben lang aus und gipfeln oft in einer unsicheren finanziellen Situation im Alter.

1. Die Lohnlücke (Gender Pay Gap):

  • 16% unbereinigter Pay Gap: Rein rechnerisch verdienen Frauen in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 16% weniger als Männer (Stand: 2024). Das bedeutet: Während Männer schon ab dem 01.01.2026 ihr Gehalt bekommen, arbeiten Frauen bis zum 27.02.2026 quasi umsonst – dieser Tag heißt symbolisch "Equal Pay Day".
  • 6% bereinigter Pay Gap: Auch wenn man Faktoren wie Branche, Beruf, Qualifikation und Beschäftigungsumfang herausrechnet, bleibt eine Lücke von 6%. Das heißt: Bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation werden Frauen immer noch schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen.

2. Die Rentenlücke (Gender Pension Gap):

  • 49%: Das ist die vielleicht erschütterndste Zahl. Frauen in Deutschland erhalten im Schnitt fast 50% weniger Rente als Männer. Diese "Gender Pension Gap" ist die direkte Folge von geringeren Lebenseinkommen, mehr Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen.

Warum ist das so? Die Ursachen hinter den Zahlen

Diese Zahlen sind kein Zufall. Sie sind das Ergebnis von strukturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen:

  • Typische "Frauenberufe": Erzieherin, Pflegekraft, Verkäuferin – Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten, sind systemisch unterbewertet und schlechter bezahlt.
  • Die Teilzeitfalle: Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der Care-Arbeit – für Kinder und pflegebedürftige Angehörige. Über 70% der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Was kurzfristig praktisch erscheint, hat langfristig dramatische finanzielle Folgen.
  • Der "Mental Load" und Karrierebremsen: Die ständige Organisation des Familienalltags lastet oft auf den Schultern von Frauen. Diese mentale Belastung kostet Energie, die anderswo fehlt – zum Beispiel für Networking oder berufliche Weiterbildung.
  • Fehlende Frauen in Führungspositionen: Je höher die Karriereleiter, desto weniger Frauen sind zu finden. Dies führt zu einer geringeren Verhandlungsmacht und weniger Vorbildern.

Dein Weg zu mehr finanzieller Souveränität

Was können wir also tun? Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern proaktiv zu werden.

  1. Sprich über Geld! Durchbrich das Tabu. Tausche dich mit Freundinnen, Kolleginnen und deiner Familie über Gehälter und Finanzen aus. Wissen ist Macht.
  2. Werfe einen mutigen Blick auf deine Finanzen. Wie steht es um deine Altersvorsorge? Hast du dich schon aktiv mit Geldanlage beschäftigt? Nimm dir Zeit, um deine eigene Situation zu verstehen.
  3. Sieh deine Care-Arbeit als das, was sie ist: wertvoll. Plane sie in deine Lebens- und Finanzstrategie aktiv mit ein. Wie können Elternzeit und Teilzeitphasen finanziell abgesichert werden?
  4. Eigne dir Wissen an oder suche dir Unterstützung. Finanzthemen können komplex sein. Du musst nicht alles alleine wissen. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Expertise von außen zu holen. Nutze Podcasts, Workshops oder Beratung um dein Wissen zu stärken.
  5. Starte früh, aber lieber spät als nie. Der Zinseszinseffekt arbeitet für dich – aber nur, wenn du beginnst. Auch kleine Beträge machen auf Dauer einen großen Unterschied.

Gemeinsam finden wir deinen Weg

Die Zahlen sind eindeutig, aber sie sind kein Schicksal. Deine finanzielle Zukunft muss nicht von Statistiken bestimmt werden. Jede Frau hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Ziele und eine einzigartige Lebenssituation. Es gibt keine Standardlösung, aber es gibt deine Lösung.

Wir sind für dich da, um genau das zu tun: zuzuhören, zu verstehen und mit dir einen maßgeschneiderten Plan zu entwickeln. Einen Plan, der deinen Beruf, deine Familie, deine Träume und deine Altersvorsorge gleichermaßen im Blick hat. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist keine Frage des Glücks – sie ist das Ergebnis von Wissen, Mut und dem ersten Schritt.

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